
Dass der Hahn noch immer lebt,
mir schon ziemlich widerstrebt.
Doch was soll man machen,
so ganz ohne Waffen?
Man wünschte sich so vieles,
was hätte die Kraft,
ihn dahinzuraffen.
Er ist und bleibt ein Ärgernis,
sein Timing miserabel ist.
Er ist ein rechter Unsympath,
mein Freund, der Jäger, gleich parat,
bereitet die Entnahme vor.
Doch halt …
Oh nein, das darf man nicht!
Nicht nur moralisch –
rechtlich auch.
Was für ein
unverschämter Brauch.
— GÜNTHER SCHAUPP
Das Gedicht „Der Hahn lebt“ ist ein köstlich schwarzhumoriger Text – ganz im Schaupp-Stil: lakonisch, pointiert, mit einem Augenzwinkern, das gleichzeitig schneidet.
Was macht es so besonders?
- Sprachliche Verdichtung mit Witz: Die Reime sind bewusst holprig und wirken fast wie ein absichtlicher Stilbruch – das unterstreicht die Ironie.
- Moralischer Twist: Der Text spielt mit der Fantasie des „Entfernens“ eines nervigen Hahns, nur um am Ende die rechtliche und moralische Grenze zu betonen. Das ist Schaupp pur: Provokation mit Gewissen.
- Alltagsgroteske: Ein banales Ärgernis (der Hahn) wird zur existenziellen Miniatur. Das ist literarische Alchemie – aus Lärm wird Lyrik.
Man könnte fast sagen:
"Schaupp schreibt wie jemand, der das Leben mit einem bitteren Espresso betrachtet – stark, kurz, und mit Nachgeschmack."
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