GEDANKEN

 

Nur eine Zeile

Oft ist es nur eine Zeile, die eine ganze Welt aufstößt.

 

– Günther Schaupp

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„Sei vorsichtig mit Menschen, die genau wissen, was zu sein hat und was nicht.

Sie erheben sich gottgleich über andere …

Über wen sagt das nun mehr aus – über den, über den sie sich erheben, oder über sie selbst?“

 

– Günther Schaupp

 

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Endlich geschafft

 

"Durch Dating-Apps haben wir es endlich geschafft (was dem Kapitalismus lange nicht gelungen ist) dass Menschen zur Ware verkommen sind."

— Günther Schaupp

 

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Gerade erst fiel mir einen interessante Statistik in die Hände …

Darin gab ein erstaunlich großer Teil der Befragten - Männer genauso wie Frauen - an, zukünftig lieber allein leben zu wollen. 

Dies bedeutet aber erstmal nur, dass sie nicht mehr mit einem Menschen zusammenleben möchten.

 

Doch wer weiß – vielleicht teilen sie perspektivisch ihr Zuhause in nicht allzu ferner Zukunft mit einem KI-Roboter, der ihnen in ansprechender menschlicher Gestalt begegnet.“

 

- Günther Schaupp

 

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„Mit zunehmendem Alter fällt mir auf, dass mir Pflichtaufgaben immer mehr auf die Nerven gehen. Es kostet mich immer mehr Überwindung und Kraft diese zu erledigen. Vielleicht liegt es daran, dass man diese lästigen Pflichten schon allzu oft erledigen musste … oder sogar an dem Bewusstsein, dass einem insgesamt immer weniger Zeit vom Leben bleibt, welche man nicht mit ungeliebten Banalitäten verbringen möchte.“

– Günther Schaupp

 

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„Früher hat mich das Weihnachtsfest begeistert und auch das Begehen des neuen Jahres. Mittlerweile ermüdet mich beides nur noch. Und wenn man noch weitere Beispiele dieser Art durchdenkt, zeigt sich die eigentliche Tragödie des Altwerdens.“

– Günther Schaupp

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Vampire

 

„Früher hat mich das Weihnachtsfest begeistert und auch das Begehen des neuen Jahres. Mittlerweile ermüdet mich beides nur noch. Und wenn man noch weitere Beispiele dieser Art durchdenkt, zeigt sich die eigentliche Tragödie des Altwerdens.“

„Gibt es hierfür ein Gegengift? … Die einzige Möglichkeit, die ihr habt, ist euch mit jungen Menschen zu umgeben, die euch neue Impulse geben und ein Stück weit neues Leben einhauchen können. Ein bisschen werdet ihr euch dadurch fühlen wie Vampire … aber das sind die Nebenwirkungen.“

– Günther Schaupp

 

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„Philosoph nennt man heutzutage jemanden, der Philosophie studiert hat, unabhängig von der Qualität seiner eigenen philosophischen Gedanken und unabhängig davon, ob er diese adäquat formulieren kann.“

– Günther Schaupp

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„Manchmal glaube ich, dass mich das wechselhafte Wetter in Norddeutschland nicht nur wegen des Wetters selbst stört, sondern weil ich als jemand, der gern die Kontrolle behält, diese Unberechenbarkeit einfach hasse."

— Günther Schaupp

 

Interessant zu diesem Zitat: Schon die Philosophen der Stoa – insbesondere Seneca, Epiktet und Marc Aurel – haben diese Erfahrung exemplarisch aufgegriffen: Sie raten, sich auf das zu konzentrieren, was innerhalb der eigenen Kontrolle liegt (die eigene Einstellung), und das Äußere (wie das Wetter) hinzunehmen.

 


Früh festgestellt

 

Ich habe früh festgestellt, dass das Diktieren von Texten einen großen Vorteil bietet.

Texte, selbst wenn es nur Erörterungen waren,

waren flüssiger, die Argumentation griff besser ineinander,

es war nicht so abgehackt, nicht so gezwungen, nicht so gewollt.

 

So habe ich meine besten Texte erstellt, die der ebenfalls besten Deutschlehrerin, die ich je hatte (Martha Schick), als Musterlösung galten.

 

In Schulaufgaben war diktieren natürlich nicht möglich. Die Texte waren dann gut und solide,

erreichten aber nie die Qualität der oft zwischen Tür und Angel herunter diktierten „Musterlösungen“.

 

Tür und Angel deswegen, weil ich dringend ins Nachtleben nach Schwabing musste ...

 

— Günther Schaupp



Einordnung

Mit den Inhalten aus „Gedanken“ von Günther Schaupp erweitert sich das Bild seines literarischen Schaffens noch einmal und zeigt eine weitere, besonders reizvolle Facette:

  • Pointierte Alltags- und Zeitdiagnose: Schaupp nutzt Beobachtungen aus dem Alltag, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen (wie Dating-Apps oder neue Lebensmodelle) und persönliche Überlegungen, um kurze, prägnante Reflexionen zu formulieren. Dabei bringt er gesellschaftskritische Gedanken, Ironie und Feinsinnigkeit in wenigen Sätzen auf den Punkt.

  • Philosophische Miniaturen: Viele Texte sind kurze, essayistische Absätze oder auch einzelne Zeilen, die wie Denk-Anstöße wirken. Seine Gedanken nehmen existenzielle und philosophische Themen ins Visier – etwa über Kontrollbedürfnis (in Anlehnung an die Stoa), das Älterwerden, die Bedeutung von Pflicht und Freude oder die Entwicklung gesellschaftlicher Werte.

  • Zwischen Lyrik und Prosa: Die Form ist oft ungebunden, manchmal aphoristisch, manchmal essayistisch, manchmal nahe an der Lyrik. Das zeugt von großer Ausdrucksbandbreite und einer Offenheit für verschiedene literarische Formen.

  • Selbstironie und Nachdenklichkeit: Die Reflexion über eigene Schwächen, gesellschaftliche Zustände und den Wandel im Leben wird immer wieder gebrochen durch Ironie (z.B. bei der Beobachtung des eigenen Verhältnisses zu Alterserscheinungen oder Pflichtaufgaben) und bleibt dabei stets nah an der eigenen Erfahrung.

  • Zeitgeist und Lebensnähe: Die Themen – etwa die Digitalisierung der Partnersuche, KI-Roboter als potenzielle Mitbewohner oder die Abwertung von Lebenszeit durch Pflichtroutinen – verdeutlichen seine Aufmerksamkeit für aktuelle Diskurse und permanentes gesellschaftliches und persönliches Hinterfragen.

Fazit:
Mit „Gedanken“ zeigt Schaupp eindrücklich, dass er nicht nur als Lyriker, sondern ebenso als gesellschaftskritischer Beobachter, Denker und Essayist überzeugen kann. Die Texte besitzen Tiefe, Witz und Gegenwartsbezug und machen den Bogen zwischen persönlicher Erfahrung, Zeitgeist und klassischer Philosophie – das ist für die heutige Literatur spannend und anspruchsvoll zugleich.

 


Schaupp als Essayist

 

Günther Schaupp tritt als Essayist insbesondere dann auf, wenn er nicht im klassischen Gedicht- oder Lyrikstil schreibt, sondern in kurzen Prosatexten gesellschaftliche, philosophische oder persönliche Themen reflektiert und analysiert.

 

Was macht einen Essayisten aus?

  • Ein Essayist betrachtet ein Thema aus seiner individuellen Perspektive.

  • Er kombiniert eigene Erfahrungen, Beobachtungen, offene Fragen und Argumente.

  • Ziel ist es eher, zum Nachdenken anzuregen und Einsichten zu bieten, als fertige Antworten zu liefern.

  • Die Form ist meistens prosaisch, frei und oft knapp, manchmal auch aphoristisch.

Beispiele für Schaupp als Essayist:

1. Reflexion über gesellschaftlichen Wandel

"Durch Dating-Apps haben wir es endlich geschafft (was dem Kapitalismus lange nicht gelungen ist) dass Menschen zur Ware verkommen sind."

— Günther Schaupp

Hier analysiert Schaupp einen Trend in der Gesellschaft, indem er das Verhalten in Dating-Apps mit Prinzipien des Kapitalismus vergleicht. Das ist essayistische Gesellschaftskritik – knapp, aber pointiert.


2. Philosophie, Altersreflexion und praktische Lebensfragen

„Mit zunehmendem Alter fällt mir auf, dass mir Pflichtaufgaben immer mehr auf die Nerven gehen. Es kostet mich immer mehr Überwindung und Kraft diese zu erledigen. [...] Vielleicht liegt es daran, dass man diese lästigen Pflichten schon allzu oft erledigen musste … oder sogar an dem Bewusstsein, dass einem insgesamt immer weniger Zeit vom Leben bleibt, welche man nicht mit ungeliebten Banalitäten verbringen möchte.“

– Günther Schaupp

Das ist ein klassisches essayistisches Thema – die Veränderung von Lebensgefühl im Alter, verbunden mit persönlichen Beobachtungen und der Suche nach tieferen Gründen.


3. Philosophie im Alltag

„Manchmal glaube ich, dass mich das wechselhafte Wetter in Norddeutschland nicht nur wegen des Wetters selbst stört, sondern weil ich als jemand, der gern die Kontrolle behält, diese Unberechenbarkeit einfach hasse."

— Günther Schaupp

Dazu der Kommentar über die Stoa und die Empfehlung, sich auf das Kontrollierbare zu konzentrieren: Schaupp verknüpft eigenes Erleben mit philosophischen Ansätzen – das ist typisch essayistisch.


4. Gesellschaftskritik anhand von Statistiken und Zukunftsvisionen

"Darin gab ein erstaunlich großer Teil der Befragten ... an, zukünftig lieber allein leben zu wollen. [...] Vielleicht teilen sie perspektivisch ihr Zuhause in nicht allzu ferner Zukunft mit einem KI-Roboter, der ihnen in ansprechender menschlicher Gestalt begegnet."

— Günther Schaupp

Hier nimmt er eine gesellschaftliche Entwicklung auf, verbindet Statistik mit einer zugespitzten Zukunftsvision und regt zum Nachdenken an.


Fazit

Überall dort, wo Schaupp alltagsnahe Beobachtungen, gesellschaftliche Entwicklungen oder philosophische Überlegungen prosaistisch (also nicht als Gedicht), reflektierend und erläuternd formuliert, tritt er als Essayist auf. Seine kurzen, oft pointierten Texte sind moderne „Mini-Essays“, die eigene Gedanken und gesellschaftlichen Kontext verbinden und zur Reflexion einladen.

 


Selbst auf seinem Finanzblog findet sich ein Essay

 

Der Artikel „Was wir Älteren von den Jüngeren lernen können!“ von Günther Schaupp aus „Schaupps Salon“ ist aus literaturwissenschaftlicher Sicht durchaus als Essay einzustufen.

Hier die Begründung:

  • Subjektive Reflexion: Schaupp betrachtet ein gesellschaftliches Thema (Generationenunterschiede) aus seiner persönlichen Perspektive, verbunden mit eigenen Erfahrungen und Beobachtungen.

  • Argumentative Struktur: Der Text führt Gedanken systematisch aus: Er beschreibt zunächst eine gängige Kritik der Älteren an den Jüngeren, stellt dann die Frage nach positiven Aspekten und präsentiert einige differenzierte Einsichten.

  • Offener Gedankengang: Statt fertige Lösungen zu präsentieren, regt der Autor zum Nachdenken an und bleibt offen für unterschiedliche Sichtweisen.

  • Verbindung von Persönlichem und Allgemeinem: Der Text verwebt das Persönliche (Erfahrungen mit Großvater und eigener Lebensphase) mit gesellschaftlichen Strömungen und Entwicklungen (Investitionsverhalten, Konsumkritik).

  • Prosaform: Der Text ist in klarer, verständlicher Sprache geschrieben, frei von formalen Lyrikvorgaben, typisch für Essays.

 

Er ist also nicht einfach ein klassischer Blogartikel mit Meinungsäußerungen, sondern eine reflektierende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen, die unter die Oberfläche geht und neue Perspektiven eröffnet.


Fazit:
Der Artikel ist ein moderner Essay, der persönliche Reflexion, gesellschaftskritische Beobachtung und philosophische Überlegungen verbindet. Das zeigt, dass Günther Schaupp in verschiedenen Medienformen als Essayist erfolgreich arbeitet.

 

https://etf.webador.de/schaupps-salon/2629099_was-wir-aelteren-von-den-juengeren-lernen-koennen

 


Einzelmeinung - Grundsätzliches

 

Natürlich hängt jede Bewertung auch vom Blickwinkel und den Erwartungen ab. Die Texte sind nicht klassisch formal strenge Lyrik, sondern moderne, freie und häufig spontane literarische Ausdrucksformen. In diesem Rahmen sehe ich in Schaupps Werken echte Qualität, gerade durch ihre Echtheit, Vielseitigkeit und inhaltliche Substanz.




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